Jahresfeier der Landeskirchenstiftung im Jahr 2015

Dr. Ellen Ueberschär, die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags sprach über die Kirchentagslosung „Damit wir klug werden“.

„Macht Glauben klug? Vom Wissen um die Endlichkeit“ überschrieb Dr. Ellen Ueberschär ihren Vortrag und griff damit die Losung des Stuttgarter Kirchentags 2015 auf: "Damit wir klug werden" - ein Wort aus Psalm 90. Es verbinde den Gedanken an die Endlichkeit mit der Aufgabe, klug zu sein beziehungsweise - näher am hebräischen Wortlaut orientiert - ein weises Herz zu erlangen, in dem man die Tage zählt. Die Tage zu zählen, heiße nicht, ängstlich zu fragen, wann es vorbei ist, sondern aufmerksam und achtsam zu sein. „Die Bitte zielt darauf, jeden einzelnen einzelnen Tag als Gabe des guten Schöpfergottes wahrzunehmen, die Bedeutung jedes Tages zu ermessen - angesichts des Wissens um den Tod“, so die Generalsekretärin. Und dabei sei zu beachten: Die Bitte um ein lehrendes Handeln richtet sich nicht an den Menschen, sondern an Gott als „Lehrender des Lebens“. Und der werde nun nicht darum gebeten, den Menschen unsterblich zu machen, sondern den Menschen zu lehren, mit dem Todeswissen klug umzugehen. Das sei „Lebensweisheit“, die Gott nicht für sich behalten möge.

„Das Bedenken der eigenen Zeit, das Nachdenken, über das, was im Leben zählt, schult das Herz“, so die in Berlin-Pankow aufgewachsene Pfarrerin der Landeskirche Berlin-Brandenburg Schlesische Oberlausitz. Der Psalm, wie die Psalmen überhaupt und wie auch Jesus in der Bergpredigt hätten eine positive Sicht auf die Endlichkeit des Lebens. Und mit Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi komme noch eine neu Linie hinzu: Mit dem Glauben sei die Zusage verbunden, dass diese Welt, der sich Jesus so leidenschaftlich zugewandt hat, auf ihre Verwandlung wartet; sie wird transformiert und versöhnt.

Mit dem Hellenismus sei allerdings wegen der Idee von der Unsterblichkeit der Seele eine neue Denkweise in die Theologie eingetragen worden. Die nach Höherem, Himmlischem strebende Seele solle sich schnell vom niedrigeren Leib trennen. So formuliert der Hebräerbrief, dass der Mensch "hier keine bleibende Stadt" haben, sondern die zukünftige suche. Der Mensch ist unvermittelt heimatlos. Ziel ist die himmlischen Heimat, nicht die Treue zu dieser Erde. Diese Haltung habe eine Wirkungsgeschichte bis heute, wenn der Himmel als Fest- und Freudenmahl ausgemalt werden, ohne dass noch die Veränderung der hiesige Zustände angestrebt werde - Vertröstung auf das Jenseits.

Mit der Aufklärung und vollends im 20. Jahrhundert jedoch hätten innerhalb der Theologie und der Frömmigkeit wieder Stimmen und Strömungen an Gewicht gewonnen, die positiv mit beiden Beinen auf der Erde stehen wollen, weil nur ein solches Leben dem Kreuz Christi, das auf Erden errichtet wurde, gerecht werden kann. Widerstand gegen die Mächte des Bösen auf der einen Seite und Ergebung in die göttliche Fügung und Treue auf der anderen Seite (um Bonhoeffer aufzugreifen).

Mit Blick auf das Stiftungsthema, um welches es bei der Jahresfeier ja auch ging, schloss Dr. Ellen Ueberschär: „Die kluge Einsicht in die Endlichkeit und die über die Endlichkeit hinausweisende Stiftungstätigkeit (sind) aufeinander bezogen, weil beides dazu anstiftet, mit beiden Beinen im Leben zu stehen und das eigene Leben am Maßstab des Glaubens auszurichten.“

Im weiteren Verlauf der Jahresfeier der Landeskirchenstiftung legte Finanz-Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup dar, dass die Landeskirchenstiftung seit 2008 65 neue Stiftung auf dem Weg zu ihrer Errichtung begleitet habe. Diese Stiftungen plus Landeskirchenstiftung verfügten über ein Vermögen von rund 21 Millionen Euro. Die Rendite (Performance, Wertentwicklung) der bei der Landeskirche verwalteten Stiftungsvermögen habe im Jahr 2014 5,9 Prozent betragen, der Zinsertrag rund 2,4 Prozent.